Holzbau – Die Lösung für einen nachhaltigeren Bausektor?


Source: Timber Construction/ Leo Fosdal/ cco Unsplash

Der Bausektor ist für einen erheblichen Anteil an den globalen CO2-Emissionen verantwortlich, so zeigen Daten der International Energy Agency (s. Abb. 1), dass allein 10% der Emissionen durch die Baustoffherstellung und Bauausführung verursacht werden.

Abb. 1: CO2-Emissionen im Bauprozess und der Gebäudenutzung
Aus: 2020 Global Status Report For Buildings And Constructions

Gerade aus diesem Grund sprechen sich inzwischen führende Klimaforscher und Baupraktiker, die einen nachhaltigen Ansatz verfolgen, für eine vermehrte Verwendung nachwachsender Baustoffe aus; besonders der Baustoff Holz wird in diesem Zusammenhang viel beworben.
Ein besonderer Vorteil von Holz im Vergleich zu konventionellen Baustoffen wie Beton und Stahl ist dabei, dass Holz in der Wachstumsphase Kohlenstoff speichert und der Umwelt entsprechend CO2 entnimmt. (s. Abb. 2)

Abb. 2: Treibhauspotenzial in kg CO2-Äqv. bei der Herstellung
Aus VDI Centrum Ressourceneffizienz

In ihrem Positionspapier zum Thema Holzbau geht die DGNB ebenfalls auf diese Vorteile, weist aber gleichzeitig darauf hin, dass die Materialauswahl durch die jeweilige Bauaufgabe bestimmt wird, nicht umgekehrt.
So wird Holzbau nicht pauschal als Lösung für einen nachhaltigeren Bausektor gepriesen, sondern betont, dass eine differenziertere Betrachtung erforderlich ist.
Eine Betrachtung der Nachhaltigkeit von Holz- und Holzbauten im ganzen Lebenszyklus sollte erfolgen.

Lebensanfang:

Eine Grundvoraussetzung für einen nachhaltigen Holzbau ist dabei eine nachhaltige Waldwirtschaft, bei der mindestens im gleichen Maß aufgeforstet wird, wie Holz entnommen wird.
Gerade im Zuge der stetig steigenden Nachfrage nach Holz sollten im Bauprozess dabei Holz nicht als einziger nachwachsender Baustoff Beachtung finden, sondern auch andere nachhaltige Baustoffe, wie Flachs, Hanf oder Bambus in Erwägung gezogen werden.

Verarbeitung:

Die Umweltwirkung und das zukünftige Wiederverwendungs- und Recyclingpotenzial von Holz hängen stark von der jeweiligen Verarbeitung ab.
Es soll möglichst eine spätere thermische Verwertung ohne zusätzliche Schutzmaßnahmen ermöglicht werden und verwendete Beschichtungen und Bindemittel sind deshalb kritisch zu betrachten. Bei Holzprodukten, die im Innenraum verwendet werden, ist beispielsweise abgesehen von Fensterrahmen, heute kein chemischer Holzschutz mehr erforderlich.

Lebensende:

Um eine wirklich nachhaltige Baupraxis zu ermöglichen, sollte bereits im Planungsprozess erwogen werde, wie eine Weiterverwendung auf Bauteilebene ermöglicht werden kann. Das Ziel ist es Holzbaustoffe möglichst lange als Bauteil weiterzuverwenden und erst in einem letzten Schritt energetisch zu verwerten, damit das gebundene CO2 so spät wie möglich freigesetzt wird.
Die Kaskadennutzung (s. Abb. 3) verfolgt den Ansatz des Werterhalts von Holzbauteilen. Holzwerkstoffe werden möglichst lang für die Gebäudenutzung verwenden und erst wenn keine Nutzung mit gleichem Zweck mehr möglich ist, für die energetische Verwertung herangezogen.

Abb. 3: Treibhauspotenzial in kg CO2-Äqv. bei der Herstellung
Aus: Charta Für Holz

Die zukünftige Wiederverwendbarkeit wird dabei erleichtert, wenn bereits bei Bau auf eine gute spätere Rückbaufähigkeit durch trennbare, mechanische oder lösbare Verbindungen und die Langlebigkeit der Bauteile ermöglicht wird.

Das Konzept des „urban Minings“ verfolgt diesen Ansatz. Hier werden Gebäude als „Rohstofflager der Zukunft“ verstanden und beispielsweise auf die Verwendung von speziellen Klebstoffen verzichtet, um den Rückbau zu vereinfachen.
Die Verwendung eines „digitalen Zwillings“, in dem Informationen über die Konstruktion und verwendeten Materialien gespeichert werden, soll zukünftig die Wiederverwendung auf Bauteilebene zusätzlich vereinfachen.